Internet-Werbung ausblenden

Eine technische Frage führte über Google in das Forum von Chip, einem bekannten Computer-Magazin. Beim Aufruf der Seite waren drei Werbebanner sichtbar und zusätzlich eine große Werbefläche von Google. Social-Media Buttons waren eingeblendet: Google +, Twitter und Facebook. In dem kunterbunten Durcheinander war der gesuchte Inhalt nicht erkennbar. Dazu musste man nach unten scrollen. Wahrsscheinlich sollen Besucher nach den Vorstellungen des Webmasters gar nicht so weit kommen. Am besten verschwinden sie gleich über einen Werbelink zu einem Anbieter ohne eine Antwort auf die ursprüngliche Frage erhalten zu haben.

Chip Forum mit viel Werbung
Chip Forum mit viel Werbung

Wo ist das Forum? Chip hat sich in vielen Jahren durch gute Artikel ein ausgezeichnetes Renommee als qualitativ hochwertige Quelle für Themen rund um Computertechnik aufgebaut, doch mit diesem aggressiven marktschreierischen Auftreten verdirbt sich das Magazin seinen Ruf. In der Form ist es als Nachschlagewerk eine Zumutung.

Chip Forum mit weniger Werbung
Chip Forum mit weniger Werbung dank Adblocker

Obwohl der Wunsch der Webmaster nach Werbeeinnahmen für ihre kostenlosen Angebote verständlich ist, bleibt den Internetnutzern in solchen Fällen kaum eine andere Wahl, als solche Seiten zu meiden oder einen Adblocker zu installieren, der diese Werbung ausblendet. Das wäre sicherlich nicht der Fall, wenn sie weniger aggressiv und flächenmäßig im kleineren Maßstab auftreten würde. Das gesamte Marketing mit Werbebannern wird durch diese zunehmende Verunstaltung von Webseiten infrage gestellt. Ganz viele Leute haben keine Lust dazu, sich dauernd von den ihnen eigentlich wichtigen Themen ablenken zu lassen und verwenden Techniken, um dies zu verhindern.

DIE WELT mit Werbung
DIE WELT mit Werbung

Gleiches passierte auf der Website von DIE WELT. Mit animierten Werbebannern über und rechts neben dem redaktionellen Teil war das Erscheinungsbild gestalterisch ein Albtraum. Auch hier waren die Buttons für Google +, Twitter und Facebook auffällig platziert und neben dem Foto zu einem Artikel war eine weitere Werbefläche mit einem Bild eines Autos von einem deutschen Hersteller montiert. Wer mag eine Zeitung in der Form lesen? So kann sie nicht als journalistisches Medium überzeugen; die Artikel werden zur Nebensache. Dadurch sinkt ihre Glaubwürdigkeit. Weniger ist mehr; das steht fest.

DIE WELT ohne Werbung
DIE WELT ohne Werbung

Welchen Einfluss hat dies auf das so genannte Affiliate-Marketing? Webmaster schließen Partnerverträge mit Anbietern und blenden für sie Werbung auf ihren Internetseiten ein. Dahinter steckt die Idee, dass die Webmaster prozentual an Umsätzen beteiligt werden, die zu Stande kommen, weil Internet-User durch Klicks auf Werbebanner zur Website eines Anbieters geleitet werden. Den Webmastern wird zugesichert, dass Weiterleitungen von ihren Webseiten zu Anbietern protokolliert werden und Käufe, die in bestimmten Zeitraum danach stattfinden, als provisionierte Vermittlung betrachtet werden. Das aggressive Auftreten von zu viel Werbung bringt die Internetnutzer dazu, Plugins für ihre Browser zu installieren, die sie ausblenden. Pflegetools wie CCleaner oder entsprechende Einstellungen in den Browsern löschen Cookies und vernichten damit die Protokolle, in denen steht, wer wen wohin vermittelt hat. Dadurch gehen den Webmastern Provisionen verloren.

Dieses Modell artet immer mehr aus und es ist längst höchste Zeit, dass sich das Internet benutzerfreundliche Gestaltungsregeln entwickelt, um nicht zu einer Ramschbude zu verkommen. Das wird nicht gehen, ohne dass die Nutzer für Inhalte bezahlen, denn ohne Geld lassen sich viele nützliche und wertvolle Internetangebote nicht realisieren. Doch woher soll es kommen, wenn die Nutzer nichts bezahlen und Werbung ablehnen?

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