Mit meinen Systemkameras fotografiere ich üblicherweise im RAW-Modus und muss deshalb einen RAW-Konverter verwenden, um die Bilder zu entwickeln. Ich empfinde es aber nicht als Mangel, wenn mein Smartphone JPG-Dateien erzeugt.
RAW-Dateien haben eine größere Farbtiefe, weil sie mehr als 8 Bit nutzen, um die Tonwerte zu differenzieren. JPG-Dateien (JPEG) sind jedoch auf 8 Bit pro Kanal begrenzt. Sie können Verläufe zwischen hell und dunkel in maximal 256 Stufen einteilen. Das schränkt die Möglichkeiten ein, die Zeichnung in dunklen oder hellen Partien durch starke Veränderungen zu verbessern. Beim starken Aufhellen der Schatten und einer dortigen Erhöhung des Kontrastes können durch die relativ geringe Menge an Tonwertstufen erkennbare Sprünge von einem Tonwert zum nächsten entstehen.
Jedoch sind die von den Kameras produzierten JPG-Dateien nicht einfach nur Kopien der RAW-Dateien mit reduzierter Farbtiefe, sondern gute Ergebnisse einer Bildbearbeitung, die längst auf leistungsstarker Software und Hardware beruht. Die Rohdaten mit fein differenzierter Tonwertabstufung werden von der Computertechnik in der Kamera mithilfe ausgereifter Algorithmen sehr gut ausgewertet, um Fotos im JPG-Format zu liefern, die meistens einwandfrei sind oder nur geringfügige Änderungen der Tonwerte erfordern, um hohe Ansprüche zu erfüllen.
Das JPG-Format ist der Standard schlechthin für Smartphones und Kompaktkameras. Aber auch viele Nutzer von Systemkameras setzen ausschließlich auf JPG-Dateien, weil sie keine Lust zur zeitraubenden RA W-Konvertierung haben.
Nicht zuletzt die Anspruchshaltung von Smartphone-Fotografen, die ohne große Mühe perfekte Fotos erwarten, ist ein massiver Ansporn für die Fotoindustrie, um dieses Ziel zu erreichen. Die Qualität der Fotos und Videos ist ein wesentliches Marketingargument im hart umkämpften Smartphone-Markt. Deshalb sind die Fähigkeiten der Kameras, nahezu perfekte JPG-Dateien auszugeben, auf einem hohen Niveau.
Die Kameras bieten weit reichende Möglichkeiten, um die Qualität der JPG-Dateien zu beeinflussen. Schärfe, Kontrast, farbliche Interpretationen und verschiedene Filtereffekte lassen sich einstellen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Qualitätsstufen, die entweder auf einer Reduzierung der Pixelmenge beruhen oder auf dem Grad der Komprimierung. Heutige Datenspeicher sind so preiswert trotz hoher Kapazitäten, dass man stets die höchste Qualität wählen sollte. Verkleinern kann man die Bilder immer noch nachträglich. Es ist also völlig in Ordnung, im JPG-Modus zu fotografieren.
Dennoch ziehe ich RAW-Dateien vor. Ihre Konvertierung ist mit heutiger Software relativ schnell erledigt. Die führenden Programme sind bezüglich ihrer Funktionsumfänge und Ergebnisse relativ ähnlich. Ich verwende gerne DXO PhotoLab wenn es schnell gehen soll. Es erkennt meine Kamera und die meisten der verwendeten Objektive. Es enthält Korrekturprofile für meine Fototechnik. Farbsäume (chromatische Aberrationen), Verzeichnung und Vignettierung werden für die vermessenen Objektive automatisch korrigiert und die vielen Einstellungen ermöglichen es, sich an eine Gesamteinstellung heran zu tasten, die für die eigenen Ansprüche die besten Ergebnisse produziert.
Die Einstellungen können als Presets gespeichert werden, um sie zur Entwicklung einer gesamten Bilderserie oder zukünftige Fotografien zu verwenden. Wer diese Möglichkeit nutzt und den Presets eindeutigen Namen gibt, wie ‚Pentax-K-70-grauer-Himmel‘ oder ‚Pentax-K-70-Sonne-hochstehend‘, hat bald die Handvoll Grundeinstellungen zusammen, die es ermöglichen, eine große Menge Bilder zu markieren, ein Preset zu wählen und ohne weitere Einstellungen den Export auf die Festplatte im gewünschten Bildformat zu veranlassen. Die Konvertierung erfolgt danach automatisch und mit gegenwärtigen Computern flott. Wer über die Technik und Kenntnisse verfügt, weiß, dass die Zeiten des langwierigen Umgangs mit RAW-Daten vorbei sind.
Es spricht also nichts dagegen, die Vorteile der RAW-Dateien zu nutzen, insbesondere dann, wenn erwartungsgemäß die Zeichnung in den hellen oder dunklen Partien stark nachbearbeitet werden, um die Bilder zu verbessern.