Das Novoflex Schnellschuss System

Beim Stöbern in den Gebrauchtmärkten werden allerlei Dinge aus der technischen Geschichte ans Licht gespült, die sonderbar wirken. Dazu gehört mit Sicherheit das Schnellschuss-System von Novoflex. In Agentenfilmen, deren Handlung zwischen 1950 und 1980 stattfindet, hat der als Gentleman gekleidete Agent einen Attacheekoffer mit maßgefertigten Aussparungen für die Bestandteile seiner Waffe, die er im Bedarfsfall zusammen schraubt, um jemanden in aller Ruhe abzuknallen. Fantasien dieser Art mochten die Designer von Novoflex in den fünfziger Jahren inspiriert haben, das Schnellschuss-System zu entwickeln. Hier geht es nicht um Diskretion. Die Optik soll auffallen. Der kleine Junge im erwachsenen Mann wird durch ein logisches Baukastensystem befriedigt.

Attacheekoffer mit einem Bausatz
Attacheekoffer mit einem Bausatz

Novoflex hat verschiedene Objektivköpfe entwickelt, einige davon zur Verwendung an Balgengeräten für Makroaufnahmen, aber auch Teleobjektive von 200 mm bis 640 mm Brennweite.

Novoflexar 400mm im Einsatz
Novoflexar 400mm im Einsatz

Hauptsächlich verkauft wurden die 5,6/400 mm und 8/600 mm Objektive. Die 400 mm Optik gab es als zwei-oder dreilinsiges Modell. Das 600mm Objektiv ist ein einfacher Achromat aus zwei Linsen. Bei offener Blende ist mit Farbsäumen an kontrastreichen Kranken zu rechnen, die je nach Motiv und Beleuchtung zwischen gar nicht und sehr störend ausgeprägt sein können. Abblenden hilft.

Wir haben uns das System genauer angeschaut und einen umfassenden Bericht geschrieben:

http://www.photoinfos.com/Fototechnik/Objektive/Novoflexar-Schnellschuss-System.htm

3 Gedanken zu „Das Novoflex Schnellschuss System

  1. … durch Ihre Auktion über das Schnellschußobjektiv wurde ich durch den Zahnstangenfokussierer aufmerksam, ein überraschendes Novum für mich, denn bislang dachte ich, das System in- und auswendig zu kennen. Obwohl mich die Schnellschußeinrichtung nach wie vor begeistert und ich sie zumindest mit dem 400/3-Kopf nicht missen möchte, wäre die Zahnstangenfokussierung gelegentlich zweckmäßiger. Mein 600er Kopf hat ausgedient, seit ich den 560mm-Telyt ergattert habe.

    War eigentlich die D-Version grundsätzlich mit der Zusatzfokussierung ausgestattet?
    Ersatzweise habe ich ein B-Modell modifiziert, indem ich einen niedrigen M42-Schneckentrieb zwischen einen COA-Ring und einen M42/EOS-Adapter setze. Der Auszugsverlängerung läßt sich durch Entfernen des 3 cm langen Rings zwischen PIFAS und Optik kompensieren. So läßt sich übrigens auch der Umbau zum Spektiv ohne Barlow realisieren. Visuell leistet sogar der alte 400mm-Zweilinser noch beste Dienste. Die Novoflex-Schelle am PIFAS-B gewährleistet zudem eine stabilere Verbindung zum Stativ.

    Ein Schnellschußobjektiv hat sich bislang meiner Jagd entzogen: das NovTam 2,8/300. Dagegen habe ich mein 500mm-Mittelformat-Schnellschuß kürzlich mit einem Pentacon-Six-Balgen zur „Libellenkanone“ erweitert. Durch die Verkürzung der Gegenstandsweite auf 2,5 Meter sieht ein Fotofreund nämlich neue Möglichkeiten, Jagd auf scheue Kleinfauna sogar über unzugängliche Tümpelböschungen hinweg zu machen.

    Ihre Website ist übrigens eine fast maßgeschneiderte Fundgrube für mich – bis hin zur orangen C8-Tonne. Spitze!
    Viele Grüße
    A. G.

  2. Für mich war das Schnellschusssystem mit dem Zahnstangenfokussierer ebenfalls ein Novum. Ich kannte eine spezielle Variante ohne den Schnellschuss-Griff, doch nicht die diese Kombination. In der Praxis mag ich die alte Version mit dem dreilinsigen 400mm Objektiv lieber. Es liegt mir besser in der Hand.
    http://www.photoinfos.com/Fototechnik/Objektive/Noflexar-400mm.htm

    Das 600 mm Objektiv finde ich nicht so toll. Beim Fotografieren von feinen Strukturen ’stimmen‘ die Farben des Achromaten nicht mehr. Grashalme und feines Geäst von Büschen sehen unnatürlich aus. Ist das 560mm Telyt deutlich besser?

  3. … Welche PIGRIFF-Version einem besser in der Hand liegt, ist halt Geschmacksache. Da ich stets Wert auf rechtshändisches Fokussieren legte, fand ich es sogar praktikabel, das B-Objektiv direkt vor der Kamera mit der linken Hand zu umfassen und den Auslöser zu betätigen. Das BAL-U ersetze ich dazu durch einen BA-Tubus. Die C-Version war diesbezüglich im Vorteil, weil man linkshändisch auslöst, wobei ich den vorderen Griff schräg stehend handlicher finde. Eine Schulterstütze verwende ich eigentlich immer und möglichst zusätzlich ein Einbein.

    Die B-Version, später ebenfalls mit dem 400er Triplett, hatte ich in ähnlicher Weise umgerüstet, wie Sie es auf http://www.photoinfos.com/Fototechnik/Objektive/Novoflex/Schnellschuss/Novoflex-Schnellschuss-B.jpg zeigen. Nachdem Umbasteln des Drahtauslösers eines Nikon-Zusatzgriffs auf elektrischen Kontakt sind Fokussierung und Auslösung bei beiden Versionen identisch.

    Der 600mm-Kopf hat mich ebenfalls nie überzeugt. Ob systematische Tests wohl meinen Eindruck bestätigen würden, daß das 400/3 plus 1,5x TEX sogar besser ist? Das 560mm-Telyt ist beiden Alternativen jedoch so deutlich überlegen, daß ich einen Placebo-Effekt durch den Namen Leitz ausschließe. Wegen der meist unauffälligen Bildfeldwölbung würde ich den Achromaten allerdings nicht für flache Motive oder Astroeinsatz empfehlen. Trotzdem werde ich dan Telyt-Kopf wegen der speziellen Bedingungen bei totalen Sonnenfinsternissen nächstes Mal der bisherigen Kombination aus C5 und Reducer vorziehen.

    Abgesehen von den Tamron-Optiken war das 500mm-Mittelformat-Schnellschuß wohl das einzige Nicht-Fernobjektiv, sondern ein Tele mit rückwärtigem Glied. Außer dieser Website habe ich nichts Relevantes gefunden: http://www.pentaconsix.com/Novoastrodata.htm
    Nicht begriffen habe ich die Nennlichtstärke f/5,6, obwohl es ein voller Vierzöller ist, was ja eigentlich f/5 bedeutet. Die erst kürzlich geborene Idee eines astronomischen Einsatzes muß vorerst zurückstehen, weil sich zunächst der Libellenjäger damit austoben darf.

    Geschmunzelt habe ich übrigens über den Waffenvergleich auf Ihrer Homepage. Um so bemerkenswerter war, daß man mich im letzten Sommer beim öffentlichen Nationalelftraining zwar nicht mit einer 1-Liter-Getränkeflasche, aber mit einem Rucksack voll martialischer Novoflexoptik ins Stadion gelassen hat. Nicht immer erregt ein Schnellschußobjektiv nur Aufsehen, sondern gelegentlich auch mitleidige Hochnäsigkeit von Besitzern moderner hochtechnisierter Lichttrichter. Genüsslich habe ich dagegen auch schon lange Gesichter erlebt, weil sich das altehrwürdige Gerät in mancher Situation als überlegen erweist.

    Viele Grüße vom Mittelrhein
    A. G.

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