Wo war das? Hilfe bei der Erschließung von Bildbeständen.

Seit der Jahrtausendwende hat sich der Handel mit Bildern ins Internet verlagert. Fotografen und die etablierte Fotoagenturen sahen ohnmächtig zu, wie die so genannten Fotostockagenturen aufkamen und mit riesigen Bildbeständen und Dumping-Preisen den Markt komplett veränderten. Das Anbieten von Bildern ist schon lange nicht mehr eine Domäne der professionellen Fotografen. Mit jeder digitalen Spiegelreflexkamera, aber auch mit besserem Kompaktkameras lassen sich technisch hochwertige Fotos produzieren. Es gibt sehr viele ambitionierte Amateurfotografen, die viele Bilder produzieren und ihre besten Werke auf Verkaufsplattformen hochladen, aber auch völlig kostenfrei für jedermann verwendbar in Wikipedia-Artikel einfügen oder den Redaktionen auf Anfrage kostenlos zur Verfügung stellen. Im Internet sind zahlreiche Plattformen entstanden, auf denen Amateurfotografen ausgezeichnetes Fotomaterial präsentieren. Die Beteiligten sind bemüht, in schneller Folge gute Bilder einzustellen, die von den anderen gelobt werden. Das ist ein ausreichender Anreiz, um Bilder zu produzieren und allen zur Verfügung zu stellen.

Unter diesen Umständen ist der monetäre Wert für viele Bilder in die Bedeutungslosigkeit abgeglitten. Eine existenzsichernde Vermarktung von vielen Fotos ist nicht mehr möglich.

Viele Privatleute haben in den vergangenen Jahren ihre Familienarchive gescannt. Magazine voller Dias, Negative,  die Bilder der Eltern und Großeltern etc. Auch wenn dies oft nur mit bescheidener Qualität umgesetzt wurde, haben viele Menschen eine hohe Ergebnisqualität mit guter Technik erzielt und ihre Bilder so beschriftet, dass die Informationen von denen gängigen Bildprogrammen gelesen werden können. Dazu kommen hervorragende historische Aufnahmen aus staatlichen und institutionellen Archiven weltweit. Nicht selten stehen die Bilder jedem kostenlos zur Verfügung.

Die Zeiten, in denen die Reaktionen selbstverständlich vernünftige Honorare für Bilder gezahlt haben, sind vorbei. Mit Hinblick auf das Darlehen von historisch interessantem Fotomaterial aus Nachlässen ist diese Situation unerfreulich. Konnte eine Fotoagentur vor Jahren noch mit guten Erträgen aus der Übernahme eines bedeutenden Fotonachlasses und dessen marktorientierter Erschließung rechnen, ist dies heute bei vielen Bildbeständen kaum noch zu erwarten. Dieser Tatbestand führt zwangsläufig dazu, dass Erben, die nicht an alten Fotos interessiert sind, sie entsorgen, weil der Eindruck besteht, dass es sich ohnehin nur um überflüssigen Müll handelt.

Wer es gut meint, meldet sich beim lokalen Heimatsarchiv und bietet ihm den Bildnachlass an. Doch das Auflösen von Haushalten der Verstorbenen muss oft schnell gehen. Man hat kaum Zeit, sich in Ruhe darum zu kümmern. Die Zwänge des Alltags drängen zur schnellen Erledigung. Da hat man wenig Zeit und Lust, einen Archivmitarbeiter vom Wert des Bildmaterials zu überzeugen und ihnen dafür zu gewinnen, es zu übernehmen. Heimatsarchive sind zwar an alten Sachen interessiert, aber ihre Möglichkeiten zur Unterbringung und Erschließung von Neuzugängen sind begrenzt. Oft sind die Räumlichkeiten voll ausgenutzt. Es ist kein Platz mehr da für weitere Materialien. Und die Mitarbeiter stehen vor einem enormen Rückstand bei der Aufarbeitung des bereits vorhandenen Archivbestände. Man darf hierbei die Vermutung äußern, dass in vielen kommunalen Archiven die Motivation zur zügigen Erschließung des vorhandenen Materials gering ist. Die Quantität hat keinen Einfluss auf die Zahlung der Gehälter der Mitarbeiter und es ist immer leicht vor den Geldgebern, nämlich der Gemeindeverwaltung, mit einigen Ausstellungen und Hinweisen auf die gebotene Qualität der Erschließung Fragen nach dem Fortgang von Erschießungen abzuwimmeln. Vielfach sind die Bürgermeister der Gemeinden nur geringfügig an den Aktivitäten ihrer Heimatsmuseen interessiert, solange in den lokalen Gazetten gelegentlich ein paar nette Beiträge über die lokale Historie zu lesen sind und der Museumsdirektor mit einigen Ausstellungseröffnungen Gelegenheiten zur Präsentation der Kulturarbeit der Gemeinde schafft.

Wer sich auf diesem Gebiet engagiert, muss damit rechnen, eigenes Geld einzubringen, dass man nie wieder sieht. Eine gehörige Portion Idealismus und ein starkes Interesse an der Bewahrung von fotografischen Nachlässen muss man mitbringen, um sich ihnen zu widmen. Das Bergen eines fotografischen Nachlasses besteht zunächst einmal im Finden und Erhalten eines solchen. Das Material wird in völlig unterschiedlichen Erhaltungszuständen vorhanden sein. Die Filme und Fotos haben verschiedene Formate. Daraus ergeben sich komplexe Fragen hinsichtlich ihrer Verpackung und dauerhaften Lagerung, aber auch über die technische Umsetzung ihrer Digitalisierung. Für viele Bildformate gibt es keine Standardgeräte zur Digitalisierung und es bedarf eines guten technischen Wissens nebst handwerklichen Könnens und eines ausreichenden Etats, um sich mit guten Erfolgsaussichten an die Arbeit zu machen. Nach dem Digitalisieren der Bilder müssen diese bearbeitet, benannt, sortiert, kategorisiert und aufwändig beschriftet werden. Letzteres erfolgt mit Programmen, mit deren Hilfe man in der Lage ist, Textinformationen in die einzelnen Dateien einzubetten. Zu den Basisinformationen gehören Informationen über den Aufnahmezeitraum, den Aufnahmeort und eine Bildbeschreibung. Zudem ist der Eintrag von Stichwörtern notwendig. Nur mithilfe solcher Informationen können die Bilder in digitale Archive eingefügt werden, in denen sie auch zu finden sind.

Angenommen wir erhalten einen Fotobestand aus gerahmten 6×6 Dias, die ein Fotograf auf zahlreichen Reisen aufgenommen hat, dann können wir davon ausgehen, dass er einen beträchtlichen finanziellen Aufwand geleistet hat, um mit hochwertiger Fototechnik seiner Zeit, diese Bilder zu erzeugen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird so ein Fotograf Fotos gemacht haben, die qualitativ besser waren als die Urlaubsknipsereien vieler anderer Menschen. Wenn wir Glück haben, sind diese Bilder ordentlich sortiert und ihre Magazine zumindest mit Hinweisen wie „Brasilien, 1976 „beschriftet. Es kommt häufig genug vor, dass diese Beschriftung fehlt und die Bilder durch eine unsachgemäße Sichtung durch Nachfahren durcheinandergeraten sind. In dem Fall wird die Sortierung und Identifizierung der Aufnahmeorte sowie die Zuordnung von Detailaufnahmen schwierig sein. In der Praxis wird eine solche Aufgabe viele überfordern. Kommerziell lohnt sie sich nicht und die Motivation, sich zwei oder drei Jahre lang in seiner Freizeit damit zu beschäftigen, bringen sicherlich nur wenige auf.

Ein Ausweg aus diesem Dilemma besteht in der Aktivierung von anderen Menschen, die an den Themen auf den Bildern interessiert sind, möglicherweise sehr schnell identifizieren können, was aufgenommen wurde, und ihrerseits motiviert sind, dieses dem Inhaber der Bilder mitzuteilen. Zu diesem Zweck könnte man die Bilder einzeln im Internet präsentieren. Unter jedem Bild gibt es ein Kommentarfeld, in das jedermann Einträge machen kann. Aber dieses setzt voraus, dass Interessierte bereit sind, Bild für Bild weiter zu klicken und der Initiator seinerseits entweder ein System hat das ihn über neue Kommentare informiert oder er die Bilder in regelmäßigen Abständen durchklickt, um festzustellen, ob es neue Einträge gibt. In der Praxis wird das nicht funktionieren.

Bestandserschließung mit YouTube

Es geht aber auch anders. Mit einfachen digitalen Hilfsmitteln werden aus Fotobeständen Filme erzeugt, in denen die Bilder wie in einer Diashow eines nach dem andern gezeigt werden. Programme, die das machen, sind kostenlos zu bekommen und einfach zu bedienen. Im Hitnergrund läuft eine angenehme beruhigende Musik. Diese Filme werden bei YouTube eingestellt. In einschlägigen Foren wird auf sie aufmerksam gemacht. Hat unser Fotograf viel in Südfrankreich fotografiert, wird in Frankreich-Foren an oder auf entsprechende Seiten bei Facebook um die Mithilfe zur  Indentifizierung der Bildmotive gebeten. Das Betrachten eines Filmes ist vielen Internetnutzern angenehmer als das Klicken von einem Bild zum nächsten. YouTube hat eine Kommentarfunktion. Angemeldete Nutzer können in unserem Fall (beispielsweise) angeben, dass bei 1,05 Minuten Avignon zu sehen ist. Diese Information ist schlüssig und das Verfahren simpel.

Wir haben dies mit einem Fotobestand ausprobiert. Über die Herkunft lässt sich nur weniges berichten. Auf eBay wurde ein Konvolut Fotos ersteigert. Überwieged handelt es sich um Dias. Im Zusammenhang damit wurde ein Name genannt: W. Klaus. Ob dies der Fotograf war oder oder welche Verbindung der Name zu den Bildern hat, wusste der Verkäufer nicht. Die Bilder sind überwiegend in den 1960’er und 1970’er Jahren entstanden und überwiegend als 6×6 auf (120mm) Rollfilm aufgenommen.

Die Fotos haben wir als Slideshow bei YouTube eingestellt. Ihr könntet helfen, den Bildbestand zu erschließen. Sicherlich erkennt ihr den einen oder anderen Ort. Wenn das der Fall ist, tragt das doch als Kommentar unter den Film ein.

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