Am 28.9.2018 stellte die Tetenal Europe GmbH einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Tetenal wollte in Eigenverwaltung bleiben, um sich während des Insolvenzplanverfahrens selber zu sanieren. Etwa ein halbes Jahr war dafür eingeplant.
Diese Nachricht ging wie eine Schockwelle durch die analoge Fotowelt. Schließlich gehörte Tetenal seit 1847 zu den Herstellern von fotochemischen Produkten. Damals ergänzte der Berliner Unternehmer Theodor Teichgräber sein pharmazeutische Sortiment mit Chemikalien zur Entwicklung von Collodiumplatten.
An die Anfänge kann sich natürlich niemand mehr erinnern, aber selbst für inzwischen hochbetagte Fotografen, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in der Dunkelkammer tätig waren, gehörten die Produkte von Tetenal stets dazu. Zumindest in den Staaten außerhalb des Ostblocks, der bis etwa 1990 abgeschottet war. Danach waren die Produkte von Tetenal weltweit verfügbar.
Wer im kleinen Labor Farbfilme (Dias und Negative) und Papier für farbige Abzüge entwickeln mochte, für den sind die Chemikaliensätze Tetenals seit langem Spitzenprodukte. 1987 komprimierte Tetenal den E-6 Prozess zur Entwicklung von Diafilmen von sechs Bädern auf drei und vereinfachte ihn dadurch erheblich. Kein anderer Hersteller zog nach. Es folgten zahlreiche Verbesserungen diverser fotochemische Verfahren. Sie wurden ungiftiger und riefen weniger allergene Reaktionen hervor.
Die bekannten Entwicklungsmaschinen von Jobo werden seit langem mit Chemiesätzen von Tetenal präsentiert.
Am 29. 1. 2019 kann die nächste bittere Pille. Das Insolvenzverfahren sei gescheitert, wurde veröffentlicht. Die Mitarbeiter hatten ihre Kündigungen erhalten. Der Betrieb soll bis April fortgeführt werden, um Bestellungen abzuarbeiten.
Das Aus für das Traditionsunternehmen scheint damit besiegelt zu sein. Eine Initiative aus ehemaligen Mitarbeitern möchte aber nicht aufgeben. Sie nennt sich New Tetenal und möchte ein Übernahmeangebot für profitable Teilbereiche Tetenals machen. Die Fotochemiesparte soll erhalten bleiben.
Noch ist es zu früh, um das Ergebnis abzusehen. Auf der Website http://new-tetenal.de kann man (hoffentlich) den Prozess verfolgen.