Im Geschäftsbericht für das Jahr 2019 beschrieb Eastman Kodak im Absatz ‚Risks Related to Kodak’s Business‘ ausführlich Zweifel an seiner Fähigkeit, seine Tätigkeit fortzusetzen. Die Geschäfte liefen nicht gut. Im ersten Quartal 2020 meldete Kodak einen Nettoverlust von 111 Millionen $ mit nur 209 Millionen $ liquiden Mitteln.
Grund zur Sorge für analoge Fotografen?
Vermutlich! Eastman Kodak wurde 1880 gegründet und war ein Gigant in der konventionellen Fototechnik. Mit der Ablösung der fotochemischen Produkte durch digitale erfolgte der Absturz bis hin zum Konkurs im Jahr 2012. Die Abwendung der völligen Vernichtung war unter anderem nur mit dem Ausgliedern eines Pensionsfonds möglich, der (plangemäß?) nach Ablauf einiger Jahre unter einen steuerfinanzierten, britischen Rettungsschirm geriet, nämlich den UK pension fund, der als Mitgift Kodak Alaris dazu bekam.
Darüber hinaus stieß Kodak auch verschiedene Unternehmensteile ab. 2013 erfolgte der Relaunch an der Börse. Seit 2017 ist ausgehend von einem Kurs von etwa 16 € ein stetiger Niedergang des Aktienwertes mit einer kurzen Erholung Anfang 2018 (Wiederkehr des Kodak Ektachrome 100) erkennbar, um danach in Richtung unter 3 € zu fallen. Die Digitalkameras und Fotodrucker von Eastman Kodak verkauften sich immer schlechter. (Quelle: fool.com)
Hoffnung durch Corona
Ende Juli 2020 erlebte Eastman Kodak ein kurzes Feuerwerk an der Börse. Corona wurde als Chance erkannt. Kodak produzierte nämlich nicht nur Chemikalien für die Fotografie, sondern auch für Körperpflegemittel, für Elektronik, Landwirtschaft und die Arzneimittelherstellung.
Eastman Kodak setzte sich 2020 dafür ein, Geld für die Herstellung wichtiger chemischer Inhaltsstoffe für Medikamente der Covid-19 Behandlungen aufzutreiben. Die Trump-Administration kündigte Kodak dafür ein Darlehen in Höhe von 765 Mio. USD an. Diese Absichtserklärung reichte aus, um die Aktie ganz kurz von ca. 2,50 € auf 60 € hochschießen zu lassen.
Allerdings ist dieser Kredit nie gewährt worden. Er hätte die Position Kodaks in der Arzneimittelproduktion massiv stärken können und somit erhebliche Wachstumschancen eröffnet.
Im Vorwege soll Eastman Kodak reichlich Geld für Lobbyarbeit ausgegeben haben. Nämlich 870.000 $ zwischen April und Juni, während es nach 5000 $ im ersten Quartal 2019 keine Ausgaben dieser Art mehr auswies. Der Aufwand für die Lobbyarbeit zwischen April und Juni in diesem Jahr soll die Höhe von etwa 9 % des Cashflows ausgemacht haben, den Eastman Kodak im Vorjahr erwirtschaftete.
Im Rahmen der diesjährigen Aktion wurden lt. fool.com Führungskräften in Eile Aktienoptionen gewährt. Insider verkauften Aktien. Während Eastman Kodak in den Seilen hing, sind große Geldmengen durch Börsengewinne eingesammelt worden, die eigentlich ausschließlich auf heißer Luft basierten. Es kam zu entsprechenden Vorwürfen und einer von Kodak selbst beauftragten Untersuchung, in der schließlich die Führungskräfte freigesprochen wurden. Jedoch blieb ein Nachgeschmack. Und – wie oben bereits genannt – wurde der Kredit nie gewährt.
Aktuell ist die Aktie ein volatiles Spekulationsobjekt. Derzeit zwischen 8-10 Euro schwankend, liegt sie immer noch weit über dem mickrigen Stand vor der ganz kurzen Explosion in Verbindung mit der in Aussichtsstellung eines großen Kredites.
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Folgen für die analoge Fotografie
Sollte Eastman Kodak erneut in die Knie gehen, muss das nicht unbedingt ein Ende der Kodak-Filme bedeuten. Möglicherweise übernimmt jemand diese scheinbar profitable Sparte aus dem Unternehmen inklusive der nötigen Markenrechte. Die Sino Promise Group wäre vermutlich nicht abgeneigt.
Aber verlassen kann man sich darauf nicht. Kein Problem für Schwarzweißfilme. Es gibt noch diverse Produzenten, die eine gute Auswahl anbieten. Echte Engpässe gäbe es jedoch durch einen Ausfall Kodaks bei der Versorgung mit Farbfilmen.
Das wäre auch problematisch für die Produzenten von Fotochemie für Farbe. Durch einen Dominoeffekt könnte hier ein massiver Schaden entstehen.