
In den letzten Jahren hörte man auf YouTube oder las in Foren und sozialen Medien, dass das Pentax-Team bei Ricoh die Produktion neuer analoger Kameras plante. Naja, dachte ich mir, man kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Bevor so eine Kamera tatsächlich auf den Markt kommt, wollte ich nicht daran glauben. Doch mitten im Jahr 2024 tauchte die Pentax 17 im Handel auf und entwickelte sich schnell zu einem Star in der analogen Szene. Auf Instagram, YouTube und Facebook erschienen zahlreiche Beiträge über sie. Wie konnte das in einer Zeit passieren, in der nahezu alle Smartphones alltagstaugliche und gute Fototechnik enthielten und jeder eines hatte? Wozu noch Filme belichten?
Die technischen Grenzen des Halbformats (Aufnahmeformat 17 × 24 mm) , 1/350 s als kürzeste Belichtungszeit, fehlender Autofokus und ein Kaufpreis von 550 € schreckten die Interessenten nicht ab. Es spielte keine Rolle, dass man für den Preis locker zehn Minox 35 Kameras o. ä. gebraucht kaufen konnte.
Eine neue Kamera mit Gewährleistung und Garantie verspricht unbelasteten Fotospaß, während das Mindesthaltbarkeitsdatum alter analoger Technik schon vor den Geburtsjahren vieler heutiger Nutzer der Pentax 17 lag. Funktionieren die alten Dinger wirklich noch so wie vorgesehen? Egal! Neu ist frischer Wind. Die Pentax 17 kommt aber nicht nur bei jungen Leuten gut an, sondern inspiriert auch alte analoge Fotografen dazu, wieder Filme zu belichten. Im Internet werden zahlreiche Ergebnisse geteilt. Die typischen Filmscanner für Kleinbildfilm sind für das Format 24 × 36 mm ausgelegt. In den Rahmen passen genau zwei Halbformat-Bilder mit dem schmalen Steg dazwischen, weshalb wir viele Doppelbilder mit einem schwarzen Balken sehen. Dies hat sich zu einem unerwarteten Trend entwickelt. Ein einzelnes Bild ist eben ein einzelnes Bild, während zwei Bilder bereits eine Bilderserie darstellen, die eine umfangreichere Geschichte erzählen kann.

Vor der Autofokus-Ära mussten bei Kleinbildkompaktkameras vier Einstellungen manuell vorgenommen werden: Lichtempfindlichkeit, Blende, Belichtungszeit und Entfernung. Viele damalige Kameras boten Belichtungszeiten zwischen 1/30 und 1/300 s sowie B. Die Empfindlichkeiten lagen zwischen 15 und 27 DIN oder ISO/ASA 25 und 400.
Bei der Pentax 17 sind die Lichtempfindlichkeit und Entfernung manuell einzustellen, während eine Belichtungsautomatik die Belichtungszeit und Blende regelt. Die Lichtempfindlichkeit kann zwischen ISO 50 und 3200 gewählt werden, und die Belichtungsautomatik bietet Zeiten von 1/350 s bis 4 s an. Wer einen Kodak T-Max P 3200 oder Ilford Delta 3200 verwendet, hätte wahrscheinlich gerne noch kürzere Belichtungszeiten zur Verfügung. Für diese Filmtypen sollte auch eine relativ einfache Kamera 1/1000 s anbieten.
Dem kann man entgegenhalten, dass die allermeisten praxisrelevanten Filme zwischen ISO 100 und 400 einzuordnen sind. Dafür reicht die Spanne der Belichtungszeiten der Pentax 17. Vier Sekunden sind allerdings ziemlich lang, hier kann der sogenannte Schwarzschildeffekt eine Rolle spielen. Zwischen den kürzesten Belichtungszeiten und einer Sekunde stimmt die Belichtungsmessung für die meisten Filme. Wenn man länger als eine Sekunde belichtet, sinkt die Lichtempfindlichkeit. Wer die Pentax 17 nutzt, um nachts Sterne am Himmel aufzunehmen, hat vermutlich gar keine Referenz, um die Auswirkung dieses Effekts zu erkennen, bzw. zu bewerten. Fotografiert man aber bei Tage mit einem starken Neutraldichtefilter beispielsweise einen Wasserfall oder die Meeresoberfläche mit langer Belichtungszeit, um einen traumhaften Effekt zu erzielen, sollte man diesen Umstand aber berücksichtigen.
Anders als bei den alten Kameras dieses Typs hat die Pentax 17 ein Drehrad für Belichtungskorrekturen. Das ist praktisch für dunkle Motive vor weißen Hintergründen oder umgekehrt helle Motive vor dunklen Hintergründen. Oder für die Wahl, ob man an einem sonnigen Tag in einen schmalen Gasse länger belichtet als gemessen, um mehr Zeichnung in die Schatten zu bekommen oder kürzer, um mehr Zeichnung in den Lichtern zu erhalten. Anfänger werden damit zunächst nichts anfangen können. Aber dieses Feature dürfte bei erfahrenen Fotografen als Pluspunkt gelten.
Wir haben uns gründlich mit der Pentax 17 befasst und ein 4-seitiges Review geschrieben:
1. Pentax 17, allgemeine Infos
3. Wie scannt/digitalisiert man Negative oder Dias im Halbformat?