Die Fotografen erlebten in den vergangenen 10 Jahren den Wechsel von der analogen zur digitalen Technik. Er war sehr teuer, machen wir uns nichts vor. Das Aufkommen der Pennystockagenturen mit riesigen und überall stets verfügbaren Bildbeständen zu Spottpreisen hat den Beruf des Fotografen zur Existenzsicherung in arge Bedrängnis gebracht.
Viele Fotos des eigenen Archiv sind monetär wertlos geworden und andere, mit besseren Marktchancen, sind nicht kompatibel mit den technischen Standards der Internetagenturen. Ihre zwingenden Beschriftungsvorgaben und Ansprüche an die technische Qualität gehen an der Realität eines langjährig gewachsenen Bildarchivs vorbei. Das extrem zeitaufwendige Herumhocken am PC zur Überwindung von unsinnig erscheinenden Hürden der großen Bildverkaufsautomaten mit ungewissem Ausgang über die Annahme des Bildmaterials und dessen Vermarktung könnte ohne Hartz IV den Hungertod der Betroffenen bewirken. Unterm Strich kommt zu wenig heraus.
Alternativ werden die Fotos auf eigenen HTML-Seiten präsentiert oder in Datenbanken wie Coppermine. Das ist nicht der schlechteste Weg, wenn man zusätzlich über Beiträge in Blogs und Foren, Emails und im Rahmen von persönlichen Kontakten seine Zielgruppe zum Album führt.
In der Regel enthalten solche Lösungen keine Verkaufstools. Die Bestellung erfolgt hauptsächlich per Email und telefonisch. Die Ware wird digital geliefert. Für ernsthaft Bildsuchende aus der Medienbranche ist das kein Problem, aber wenn die Zeit drängt, ist diese Form des Vertriebs dem schnellen Bezug eines geeigneten Bildes auf einem Selbstbedienungsladen unterlegen.
Daher werden Bildproduzenten die Berichte über alternative Präsentations- und Verkaufsformen mit großem Interesse beachten. Gespräche unter den Interessierten drehen sich um folgende Fragen: „Kennst du schon …, hast du schon ausprobiert…, läuft das, … wie ist es denn?“ Aus leidvoller Erfahrung und gutem Grund sondiert man vorsichtig die Lage. Zu oft erweisen sich Aktionen als fruchtlose Nutzung wertvoller Lebens- und Arbeitszeit. Niemand wird sie einem zurückgeben.
Die Fotopresse berichtet seit einiger Zeit über Pixtacy, einem hierzulande entwickelten ‚Shopsystem für Fotografen‘. Die Liste der Funktionen hat einen beeindruckenden und sinnvollen Umfang.
Das Betrachten der verlinkten Beispiele wirkt ernüchternd. „Archiv im Aufbau“, so was schreckt ab. Es scheint es, als ob die Fürsprecher mal mit Pixtacy rumgespielt haben und dieses Projekt aufgaben. Ein Blick in den Bestand zeigt meist zwei Reihen mit je sieben Alben. Die Gleichheit der optischen Erscheinung ist auffällig.
Eine Aachener Fotografin, die sich an oberster Stelle unter dem Titel ‚Das sagen Fotografen zu Pixtacy‘ positiv äußert, hat gar keine Bilder in ihrem verlinkten Pixtacy-Auftritt, doch führt dieser weiter zu ihren sonstigen Internetseiten.
Installation von Pixtacy – 1. Versuch
Man kann Pixtacy mit bis zu 250 Bildern kostenlos nutzen. Das reicht für Testzwecke. Wir versuchen es. Unsere Websites werden bei Sysprovide gehostet. Der Berliner Anbieter ist relativ günstig und bietet einen guten Support. Die Kontaktaufnahme mit den dortigen Mitarbeitern ist einfach. Es gibt keine langatmige Hotline. Probleme werden in der Regel zügig gelöst.
Pixtacy bietet zwei Installationswege an. Ich entscheide mich für die manuelle Installation, denn die Weitergabe eines FTP-Zugangs an den fremden Installationsautomaten erscheint mit unheimlich. Zunächst sind die Pixtacy-Dateien herunterzuladen. Sie bestehen aus den hochzuladenden Dateien und einer PDF-Anleitung, in der Hinweise zur Installation nachzuschlagen sind. Eine mysql Datenbank wird eingerichtet und die relevanten Pixtacy-Dateien hochgeladen. Für das entsprechende Verzeichnis wird ein FTP-Zugang definiert. Gemäß der Anleitung werden einige Zugriffsrechte für wenige Ordner und Dateien angepaßt. Die config.php wird mit den Infos über Benutzernamen, Kennwort, Zugangsdaten etc. versehen und hochgeladen. Mit einem Browser ist nun folgende Adresse aufzurufen:
www.meinewebsite.de/pixtacy/index.php. Natürlich sind die Domain und der Name des Pixtacy-Verzeichnisses den Gegebenheiten anzupassen.
Ergebnis: „You don’t have permission to access … index.php on this server“
Was ist das? Es erfolgt eine Kontaktaufnahme mit dem Hoster. Infolgedessen schicke ich ihm einen error-log. Daraufhin werden Veränderungen vorgenommen, die eine uneingeschränkte Funktionsfähigkeit ermöglichen sollen.
Alle Pixtacy-Dateien werden daraufhin beim Hoster gelöscht und erneut hochgeladen. Eine neue Datenbank wird angelegt, die notwendigen Einträge in die config.php erfolgen.
Nun verändert sich nach der Eingabe der o.g. Adresse nur sie selbst zu einer langen Zeichenkette. Das Fenster des Browsers bleibt leer.
Der Entwickler von Pixtacy meint dazu:
„… es tut mir leid, dass Pixtacy bei Ihnen nicht funktioniert, und ich kann Ihre Frustration verstehen, wenn ein Akteur Sie auf den nächsten verweist. Aber was sollte ich denn Ihrer Meinung nach tun, wenn der Fehler eindeutig beim Provider liegt?
…
Pixtacy ist über 1.000 mal bei verschiedensten Providern erfolgreich installiert worden. Besonders beliebt sind Host Europe und 1&1, wobei Host Europe in punkto Support zu den Besten gehört, die ich kenne. … „
Ich schicke dem Hoster einen neuen error-log und eine Kopie der config.php. Die Antwort lautet:
„… auf dem ersten Blick können wir leider auch keinen Fehler feststellen. Sie könnten dem Entwickler aber mal die PHP Info und ihren error_log zukommen lassen. Vielleicht kann er ihnen damit genaueres sagen. … Auf jeden Fall scheint da was noch zu fehlen, denn einen Fehler konnte ich in ihrem error_log diesbezüglich nicht entdecken. …“
Pixtacy rät zum Hosterwechsel und Sysprovide zur Klärung des Problems mit dem Softwareentwickler. Beides sind keine Lösungen im Rahmen eines Anwendungstests. Ich beschließe, das Projekt zu beenden.
Installation von Pixtacy – 2. Versuch
Ein paar Tage später: Ein befreundeter Fotograf liest meinen Artikel über die mißlungene Installation und erzählt mir von seinen Erfahrungen mit dem Entwickeln eines Archivs für eine Fotografengruppe. Er hatte vor wenigen Jahren ein System eingerichtet und andere Fotografen eingeladen, dort ihre Bilder einzustellen. Jegliche ihm jemals zugesagte Hilfe beim Entwickeln und Betreuen der Technik kam nie zustande. Stattdessen wurde viel gemeckert. Bilder wurden, falls überhaupt, nur spärlich geliefert. Das Vorhaben wurde mangels Unterstützung und wegen der harschen Kritik nebst einer noch nicht beherrschbaren Technik mit mangelhaftem Funktionsumfang abgebrochen.
Er drängt auf einen neuen Versuch. Ich weise dies mit dem Hinweis auf die wenig überzeugenden Referenzen zurück; sie würden mich nicht ermutigen. Er verweist auf die Newsletter, die ein ganz anderes Bild von dem Entwickler und seinem Produkt zeichnen. Meine Bedenken wegen des FTP-Zugangs soll ich über Bord werfen, weil er danach verändert werden kann. Das letzte Argument kann ich nicht nachvollziehen, weil ich nicht weiß, ob und inwieweit Pixtacy den FTP-Zugang dauerhaft benötigt. Nach dem Lesen einiger Newsletter und ermuntert vom schlechten Wetter, das kaum Spielraum für die geplanten Außenaktivitäten läßt, gehe ich es nochmal an.
In einer Website wird ein Ordner namens ‚A‘ angelegt, in dem Pixtacy installiert werden soll. Für diesen Ordner lege ich einen FTP-Zugang an. Die für die erste Installation erzeugte mysql-Datenbank ist noch vorhanden. Diesmal lasse ich mich vom Installationsassistenten begleiten.
Die erste Hürde ist der FTP-Zugang. Mit dem beschränkten Zugang auf den Ordner ‚A‘ komme ich nicht weiter. Daher wird ein weiterer FTP-Zugang für die gesamte Website eingerichtet. Ein mulmiges Gefühl kann ich angesicht der großen Datenmenge in der Website nicht unterdrücken. Aber danach wird die Ordnerstruktur angezeigt. Ich soll einen Ordner wählen und nehme wie geplant ‚A‘. Der wird nicht akzeptiert. Die Schaltfläche ‚weiter‘ bleibt deaktiviert. Andere Verzeichnisse, in denen Daten vorhanden sind, wären wählbar, doch sind die tabu. Ein Klick auf ‚Root‘ ermöglicht die Installation in einem Ordner namens ‚pixtacy, den der Installationsassistent anlegt. Ich werde später prüfen, ob man ihn umbenennen kann, ohne Pixtacy außer Kraft zu setzen.
Beim nächsten Punkt ist der Weg zur Datenbank nebst Benutzernamen und Passwort einzugeben. Der Name der Datenbank wird nicht abgefragt, was beim Vorhandensein von mehreren Datenbanken irritiert. Hoffentlich nimmt der Installationsassistent nicht einfach die erste aus der Liste, die für eine andere Anwendung angelegt wurde. Er tut es nicht und bietet eine Liste zur Auswahl an. Schließlich ist der Vorgang abgeschlossen. Nach dem Aufruf der Startseite vergehen ein paar Sekunden und danach erscheint das Backend, bzw. das Redaktionssystem, wie Pixtacy die Konfigurationsseiten nennt.