Heute werden Bilder zum größten Teil digital angeboten und weiter gereicht. Aus diesem Grunde ist die Idee naheliegend, eine Bilddatenbank mit zusätzlichen Verkaufsfunktionen einzurichten. Neben den bestehenden Bilderagenturen, die zahlreiche Fotografenbestände anbieten, gibt es individuelle Lösungen. Neuerdings entstehen Portale, auf denen Fotografen ihre eigenen Bildershops einrichten, die zugleich mit einem Dienstleistungsangebot für Bilderdrucke verknüpft sind, das die Betreiber der Websites vorbereitet haben.
Die eigene Bilddatenbank für einzelne Fotografen oder kleine Gruppen basiert in der Regel auf einer MySQL-Datenbank und einem dazugehörigen Installationspaket, das die Funktionen beinhaltet. Alle Anwendungen wurden von Menschen gemacht, die keine deckungsgleichen Blickwinkel auf das Thema haben. Coppermine wird seit vielen Jahren von Programmieren entwickelt, die in ihren Selbstdarstellungen das Wort Fotografie nicht verwenden. Es sind EDV-Spezialisten, welche die Kodierung dieser Anwendung mehr oder weniger gut verstehen und modulare Beiträge erbracht haben. Je tiefer sie in die Materie eingestiegen sind, desto seltsamer werden ihre Antworten in Foren, in denen weniger versierte Nutzer Fragen stellen. Oft bestehen die Antworten aus Codezeilen, die irgendwo eingefügt werden sollen. Vermutlich wissen die meisten Nutzer nicht, was sie damit anrichten. Ihre Möglichkeiten, das Erscheinungsbild und die Funktionalität ihrer Bilddatenbank mitzugestalten, sind gering und die Ergebnisse deswegen häufig nicht kompatibel mit den Ansprüchen, die Fotografen, aber auch ihre Kunden, an die Präsentation von Bilder stellen.
Im Prinzip sieht die Arbeit eines Fotografen so aus. Er fotografiert, kopiert die Bilder auf seinen Computer, bearbeitet sie, vergibt sinnvolle Dateinamen und fügt Meta-Beschriftungen ein, die mindestens aus einem Titel, einer Beschreibung, betreffenden Stichwörtern und dem Urhebervermerk bestehen. Diese Infos werden IPTC-Texte genannt. Alle Anwendungen sollten mit diesen Informationen kompatibel sein. Das heißt, eine Bilddatenbank, in die man der Bilder einfügt, muss in der Lage sein, aus jeder einzelnen Bilddatei die integrierten IPTC-Texte herauszulesen und den entsprechenden Tabellen zuzuordnen. Keine Bilddatenbank, die sich heute auf dem Markt behaupten möchte, kommt ohne diese Funktion aus. Doch steckt der Teufel im Detail. Es kann sein, dass die Übergabe von Sonderzeichen und Umlauten nicht korrekt funktioniert und eine Anpassung in eigener Regie nicht machbar ist und von den betreffenden Datenbankentwicklern gar nicht oder erst nach einem langen Zeitraum vorgenommen wird. Im Klartext heißt dies, dass die Datenbank von dem betreffenden Fotografen, der seine Texte nicht korrekt eingefügt sieht, abgelehnt wird.
Alle Produkte werden von ihren Machern als wunderbar und voller nützlicher Funktionen beschrieben. Jedoch gibt keine brauchbaren Vergleiche der verschiedenen Bilddatenbanken. Solche Bewertungen müssen die Ressourcen, Motivationen und fachspezifischen Kompetenzen der potentiellen Nutzer berücksichtigen, denn die individuelle Anpassung einer Bilddatenbank an die eigenen Ansprüche findet in einem längeren und häufig frustrierenden Prozess statt, der durch sehr viele ermüdende unden am Computer geprägt wird. Ohne die Hilfe aus Foren scheitern viele Vorhaben. Mit Foren zu arbeiten bedeutet, dass man Geduld haben muss. Stellt sich ein Problem, das alleine nicht zu lösen ist, und verbal in einem Forum vorgestellt wird mit der Bitte um Unterstützung, ist stets ungewiss, ob und wann jemand antwortet und ob die Antworten wirklich weiterführen. Ungeduldige Menschen sollten die Finger von solchen Aktionen lassen.
Dummerweise gibt es keine Bilddatenbank von der Stange, die wirklich gut ist. Was die eine sehr gut kann, kann bei anderen unbefriedigend gelöst sein, doch bei anderen Funktionen ist es genau umgekehrt.
Beispiel: Ein Fotograf erstellt sich einen Verzeichnisbaum, der die Struktur seines Archivs wiederspiegelt. In die entsprechenden Verzeichnisse werden Kopien von denen zu präsentierenden Bildern abgelegt. Dieses Konstrukt aus Ordnern und Dateien wird in das ‚Upload‘-Verzeichnis des Datenbankprogramms auf den Webserver kopiert. Die Software ist in der Lage, diese Dateien einzulesen und die Ordnerstruktur zu übernehmen. Während des Einlesens entsteht ein Inhaltverzeichnis gemäß den Verzeichnissen, die der Fotograf erstellt hat.
Das ist insofern komfortabel, als eine Datenbank kaputt gehen kann und neu erstellt werden muss. In dem Falle ist es günstig, wenn das Programm selbst in der Lage ist, die auf den Server befindlichen Bilder sortiert in Verzeichnissen einzulesen und in dem Zuge einen Index zu erstellen.
Andere Datenbanken können dies nicht. Das Hochladen und Löschen von Bildern geschieht zwingend aus der installierten Anwendung. Wenn die Datenbank aus dem Grunde defekt ist und neu eingerichtet werden muss, ist nötig, alle Bilder erneut hoch zu laden.
Eigene Ansprüche an das Aussehen und den Funktionsumfang einer Bilddatenbank sind meist nicht ohne eine tiefere Befähigung zum Umgang mit Programmiersprachen möglich. Was für die Anwendungsentwickler Alltag ist, ist für ihre Kunden ein zeitraubender Albtraum, der selten befriedigend zum Ende kommt.
Ohne gute Programmierkenntnisse sind individuelle Bilddatenbanken trotz vermeintlich fertiger Systeme nicht wirklich beherrschbar und die Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Ansprüchen, aber auch Verhaltensweisen einer Anwendung ist hinsichtlich der zeitlichen Dauer und des Erfolgs immer unberechenbar. Aus diesen Gründen ist es fraglich, ob man sich als Fotograf der Ochsentour aus der Einrichtung und der Pflege einer Bilddatenbank im Internet aussetzen muss.
Letztendlich hängt das vom eigenen Geschäftsmodell und dem fotografischen Bestand ab. Wer in sich abgeschlossene Themen produziert, kann entsprechende Alben mit gutmütigen Webassistenten, die in diversen Bildmanagementprogramm vorhanden sind, erzeugen und ins Web hochladen. In solchen Fällen werden die IPTC-Informationen ebenfalls genutzt. Beispielsweise geht das sehr gut mit der Software FotoStation. Für diese Arbeit reichen mittlere HTML-Kenntnisse aus. In der eigenen Website werden die Bilder über Indexe gefunden und zusätzlich kann, wenn dieses für sinnvoll erachtet wird, eine Google-Suchfunktion für die eigene Website eingebunden werden.
Statische Webseiten sind jedoch nicht praktisch für Bildbestände, die allmählich wachsen, beispielsweise ein Pflanzenarchiv. Wie werden die laufend hinzukommenden neuen Bilder integriert? In solchen Fällen ist eine Bilddatenbank vorteilhaft. Eventuell werden statische Alben mit Bildern in einer Datenbank kombiniert.
Man mag einwenden, dass statischen Webseiten (praktisch) keine Einbindung von Verkaufstools erlauben. Doch sollte man sich selbst nichts vormachen. Der Verkauf von Fotos über die eigene Bilddatenbank funktioniert nur in wenigen Fällen. Angenommen, Sie sind Eventfotograf und dokumentieren Veranstaltungen, beispielsweise eine Segelregatta, und stellen die Bilder zum Download ins Netz. Ferner nehmen wir an, dass Sie gute und schnelle Kontakte zu den jeweiligen Wassersportvereinen haben, die Boote ins Rennen schicken. Die Vereine wissen, wo die Fotos von der Veranstaltung im Internet zu finden sind und greifen darauf zurück. Dazu bedarf es einer direkten Kommunikation mit den Beteiligten, zumindest soweit, dass Schlüsselfiguren in der Szene Bescheid wissen und ihre Kreise informieren und für das Bildangebot werben. Mit der Zeit spricht sich Ihr Angebot herum und Ihre Zielgruppe, bestehend aus einem lokalen Kreis von Wassersportakteurin, nutzt Ihre Bilddaten gegen Honorarzahlungen, in Dimensionen, die seitens der Kunden akzeptiert werden. Mag sein, dass zusätzlich lokale Tageszeitungen und Wassersportmagazine gelegentlich auf diese Bilder zurückgreifen. Sowas kann funktionieren.
Ansonsten geht nichts über persönliche Kontakte zu potentiellen Kunden, die mit Hilfe der eigenen Website mit ansprechenden Alben auf den eigenen Bildbestand aufmerksam gemacht werden. Dafür sind Kommunikationsfähigkeit und Verhandlungsgeschick vonnöten und diesbezüglich muss sich ein Fotograf die Frage stellen, ob die Zeit, die notwendig ist, um sich durch Sport fit zu halten, vertan wird durch endlose Arbeiten an Präsentations-und Verkaufssystemen, die man nie wirklich im Griff hat. Wie bei Investitionen die eigene finanzielle Situation berücksichtigt wird, ist es genauso wichtig, Zeitbudgets für die Internetpräsentation festzulegen. Hat man beispielsweise pro Woche ’nur‘ sechs Stunden Zeit, um Fotos ins Internet zu stellen, kann man in dieser Zeit gar keine Datenbank administrieren und sollte deswegen tunlichst die Finger davon lassen.
Ich kann dem Schreiber dieses Artikels nur beipflichten. Das Einrichten, Gestalten und
Administrieren einer Bilddatenbank verschlingt viel Zeit. Spätestens beim jährlichen Show-down für das Finanzamt wird man sich die Frage stellen, ob es sich lohnte die Mühe und den Verzicht auf angenehmeren Zeitvertreib auf sich zu nehmen. Wer Bilder präsentieren und verkaufen möchte, sollte fernab vom Schreibtisch in einer entspannten Situation gründlich darüber nachdenken, um sich undankbare Gänge in Sackgassen zu ersparen. Wenn sich mehrere Fotografen oder Bildersammler eine gemeinsame Internet-Bilderdatenbank leisten, und jeweils bereit sind, Zeit und Geld in die Angelegenheit investieren, dürfte so ein Vorhaben mehr Erfolg haben als viele individuelle und haltbare Konstrukte von zahlreichen Einzelkämpfern, die damit höchstwahrscheinlich nur geringe Erträge für sich selbst erwirtschaften können.
Mir ist der Artikel zu allgemein gehalten. Natürlich nimmt die Installation und Administration einer eigenen Bilddatenbank Zeit in Anspruch. Keine Frage!
Die angesprochene Bilddatenbank Coppermine ist aber auch ein außerst unglückliches Beispiel. Andere Systeme sind wesentlich komfortabler. Egal ob 4images oder Gallery 3 als eigenständige Bilddatenbanken oder Systeme wie WordPress in Verbindung mit Plugins wie Sellmedia sind wesentlich bequemer. Photostation bietet beispielsweise direkt eine Upload-Funktion zu Gallery 3, 4images kann per FTP gefüttert werden und die Upload-Funktion von WordPress ist äußerst komfortabel. Alle Systeme unterstützen IPTC und seit UTF-8 sind auch die Probleme der Zeichen-Inkompatibilität Geschichte.
Ich gebe Peter Recht, dass sich eine eigene Bilddatenbank um so mehr lohnt, je mehr Fotografen sich daran beteiligen. Man stelle sich nur vor, wie viele Bildredakteure denn tatsächlich etliche Datenbanken einzelner Fotografen nach geeigneten Motiven durchsuchen. Genau hier setzen APIS, Getty und Co. an. Je größer eine Bilddatenbank, desto wahrscheinlicher wird ein Redakteur hier sein Bild finden.
Ich selber habe mit http://www.cheerleaderpix.de eine Bilddatenbank für eine ganz spezielle Zielgruppe aufgesetzt. Die Anbindung an einen Print-Dienstleister hat den Usern die Möglichkeit zum Bestellen von Abzügen und weiteren Artikeln ermöglicht. Zusätzlich konnte man Bilder-CDs zusammenstellen und ordern. Über große Bilddatenbanken oder die persönliche Kommunikation hätte ich sicher nicht so viele Bilder verkaufen können, wie über die eigene Datenbank.
In meinem Fall hat sich der Aufwand gelohnt. Ob das bei anderen Fotografen auch der Fall ist, muss jeder für sich entscheiden. Zu berücksichtigen ist nur, dass der Verkauf von Bildern immer mit Kosten verbunden ist – egal, ob über eine eigene Datenbank, eine Fremddatenbank oder den persönlichen Kontakt.
Thomas Gade hat es gut beschrieben. Die Erfahrungen von Hendrik Pöther sind eine wertvolle Ergänzung, doch diese Zeilen drücken Wahres aus: „Alle Produkte werden von ihren Machern als wunderbar und voller nützlicher Funktionen beschrieben. Jedoch gibt keine brauchbaren Vergleiche der verschiedenen Bilddatenbanken.“ So ist es. 4images, Gallery 3 und andere kann man ebenfalls einbeziehen, doch wer hat wirklich die Zeit, alle aktuellen Systeme mal soweit durchzuspielen, dass haltbare Bewertungen machbar sind? Man kauft oder nimmt ich die Katze im Sack. Ob bezahlt oder kostenlos, Zeit verschlingt dieses Vorhaben allermale.