Das WP-Camp 2012 Berlin war laut Selbstauskunft ausgebucht. Es fand in der Beuth Hochschule für Technik statt. Beim Besuch der Veranstaltung überraschte zuerst die relativ überschaubare Anzahl der Teilnehmer. Während der Begrüßung stellte sich heraus, dass einige von ihnen von weit her angereist waren. Aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Diverse Sponsoren hatten das Ereignis großzügig unterstützt. Das war vor allem am Catering zu merken. Es schien, als ob die Bewirtung mit Tee, Kaffee und Erfrischungsgetränken, Kürbissuppe, Bohneneintopf, Kuchen, Obst, Joghurt und Schokolade das Ziel hatte, jedermann bis zum Geht nicht mehr durchzufüttern. Am Check-In erhielt jeder Teilnehmer ein grünes Halsband von fotolia und ein T-Shirt. Die Bilderagentur war mit einem Informationsstand vertreten, an dem Interessierte Tücher und Buttons abgreifen konnten.
Der Begrüßung verlief so, wie sich Laien so etwas klischeehaft vorstellen. Der Redner auf der Bühne stellte sich als Mitglied des Orga-Teams vor und stellte diverse Fragen an das Publikum, die durch das Hochrecken der Hand beantwortet wurden. „Sind hier Leute aus Berlin?“, lautete eine. Oder: „Wer ist mehr als 500 km gefahren?“. Dann bat er zwei Anwesende auf die Bühne. Sie hatten Geburtstag und der Saal quittierte dies mit einem ‚Happy Birthday‘.
Die Vorträge hießen hier nicht Vorträge, sondern Sessions. Und es gab einen Sessionplan, mit dessen Hilfe sich jeder aus den drei gleichzeitig stattfindenden Vorträgen, die jeweils eine dreiviertel Stunde dauerten, den passenden aussuchen konnte. Zwischen 10:45 Uhr und 17:30 Uhr konnte man nacheinander an sechs Vorträgen teilnehmen. Nicht nur die Themen waren entscheidend, sondern auch die Räume, in denen sie veranstaltet wurden. Zwei kleine Hörsäle standen im starken Kontrast zum großzügigen Beuth Saal, der keine klaustrophobischen Gefühle aufkommen ließ.
Manche dieser Vorträge wurden von Personen gehalten, die ihn als Gelegenheit nutzten, um ein eigenes Produkt vorzustellen. Dirk Jesse referierte über sein Web-Layoutsystem im Browser, das derzeit im Testmodus verfügbar ist. Kühn vertrat er den Standpunkt, dass Programme wie Photoshop, Fireworks und Dreamweaver keine idealen Programme seien, um Websites oder entsprechende Elemente zu produzieren. Der Idee, dass der Anwender das, was er auf dem Bildschirm sieht als Endprodukt erhält, wird mit solchen Programmen durch einen qualitativ minderwertigen Code realisiert.
Thomas Herzog stellte ein Tool zur Entwicklung von Plugins vor, an dessen Entwicklungs er in der WordPress-Agentur Inpsyde GmbH maßgeblich mitwirkte. Er hatte an diesem Tag Geburtstag und möglicherweise war dieser Umstand eine Erklärung dafür, dass sein Vortrag schlecht vorbereitet war und er die Zuhörer mit vielzeiligen Screenshots und technischem Gerede unter Missachtung der elementarsten Vortragsregeln überforderte. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Anwesenden begriffen, dass hier ein Produkt angekündigt wurde. Wer durch den Vortragstitel ‚Plugin- und Themeentwicklung‘ Inspirationen zur Gestaltung seines WordPress-Auftritts erwartete, wurde insofern enttäuscht, als gar nichts zur Themeentwicklung gesagt wurde.
Elke Fleing veranstaltete einen Workshop, um gemeinsam mit den Anwesenden Argumente zur Überzeugung von Kunden für die Benutzung von WordPress zu entwickeln. Hier ging es lebhaft zu. Ein Gast im Publikum verspürte das Bedürfnis, sich intensiv einzubringen. Elke Fleing hat es nicht ganz leicht mit dem Herrn, der einen nicht geringen Teil der 45 Minuten für seine eigenen Ausführungen beanspruchte. In der Reihe schräg vor ihm saß eine junge attraktive Dame, die von seinen Ausführungen sehr beeindruckt war und im immer lebhafter zunickte. Sie bedankte sich bei ihm sogar seinen Vortrag. Die Ergebnisse dieses Workshops sollen hier erscheinen.
Axel Becker referierte zum Themas Screencasts. Er wies auf vier Dinge hin, die zur Produktion von großer Bedeutung sind. Erstens ist eine hohe Qualität des Tons wichtig. Daher sollen sich die Produzenten gute Mikrofone besorgen. Zweitens soll man seinen Drehbereich aufräumen und drittens den aufzuzeichnenden Ablauf üben, damit er flüssig rüber kommt. Viertens soll ein Screencast nicht länger als 3 min sein, weil die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht wesentlich über diese Zeitspanne hinausreicht.
Torsten Landsiedel gab Empfehlungen zur Absicherung von WordPress. Sein Vortrag war gut besucht und er hatte eine ganze Reihe ordentlich vorbereiteter Folien, die von vielen Teilnehmern abfotografiert wurden. Die Sicherheitshinweise sind auf seiner Website zu lesen.
Überraschenderweise nahmen an diesem Event Personen im Alter (schätzungsweise) zwischen 18 und 60 teil. Ein relativ großer Anteil hatte die 40 bereits überschritten. Diverse Teilnehmer hatten ihre Notebooks dabei und waren während der Vorträge mit völlig anderen Dingen auf ihren Computern beschäftigt. Manche lasen und schrieben E-Mails, um gleich danach das Smartphone auf neue Nachrichten hin zu überprüfen. Daneben saßen andere, die ihre Notizen ganz konventionell mit Stift auf Papier schrieben. Natürlich gab es in paar Teilnehmer mit Adidas Trainingsjacken und Hosen die nur bis zur Mitte des Pos hochgezogen waren. Aber eine reine Nerd-Community war hier nicht vertreten. Viele der Anwesenden waren in Agenturen tätig oder Freiberufler. Der Umgang mit Kunden war ihnen nicht fremd.‘
Im Publikum wurde Tom Hülfert (Sprengellabor), ein Berliner Fotograf, Blogprofi, Dozent und Altmeister der konventionellen Audiovision (UDK), gesichtet. Wie üblich mit Kamera.
Die beiden jungen Damen am fotolia-Stand taten mir ein wenig leid. Sie dürften sich gelangweilt haben; kaum jemand redet mit ihnen. Fotolia hatte jedem Teilnehmer einen Code für 5 Credits gegeben, den man am Check-In erhielt. Damit kann man bereits kostenlos Bildmaterial für ein Webprojekt herunterladen. Das war eine schöne Geste.
Insgesamt war das eine lohnende Veranstaltung, die sich an Personen mit guten WordPresskenntnissen richtete. Die Atmosphäre war lax und gemütlich. Die Veranstalter hatten ihre Aufgabe gut erledigt. Das Catering war klasse. Für 10 € Anmeldegebühr wurde den Teilnehmern eine ganze Menge geboten.