Zur Geschäftspolitik vieler Softwareanbieter gehört mittlerweile die Gewohnheit, die Produkte im Abonnement oder mit jährlichen Updates auf eine nächsthöhere Versionsnummer zu verkaufen.
Vorreiter war Adobe. Photoshop und Lightroom kann man nicht mehr mit unbefristeter Lizenz, sondern nur noch im Rahmen eines Abonnements erwerben. Es war im Oktober 2023 laut Idealo ab 129 € pro Jahr zu haben. Die Programme von Adobe sind Standard in der professionellen Bildbearbeitung und sind in allen Disziplinen sehr gut, auch wenn Software von anderen Entwicklern auf Teilgebieten manchmal für eine Weile einen Vorsprung hat.
Demgegenüber sind Preise für unbefristete Lizenzen in Höhe von 229 € für DxO PhotoLab 7 Elite oder 349 € für Capture One eigentlich nur attraktiv, wenn die Programme mehrere Jahre lang durch kostenlose Updates technologisch auf dem Stand der Dinge bleiben. Das ist aber nicht der Fall. DxO PhotoLab bringt jährlich neue Versionen heraus. Das Upgrades sind kostenpflichtig.
Im Herbst 2023 müssen Lizenzinhaber für DxO PhotoLab 5 oder 6 109 € bezahlen, um zur Version 7 upzugraden. Das ist kein Pappenstiel, wenn man sich irgendwann im Laufe der zwölf Monate zuvor für knapp 230 € DxO PhotoLab kaufte. Manche haben andere Erwartungen, wenn es heißt, DxO PhotoLab ist unbegrenzt zugänglich und nicht an ein Abonnement geknüpft.
Es gibt Updates, die das Geld wert sind. Zum Beispiel führte DxO mit der Version 4 im Jahr 2020 das Werkzeug Deep PRIME zur Rauschreduzierung ein, das spektakuläre Ergebnisse lieferte. In der Version 6 aus dem Jahre 2022 gab es zusätzlich Deep PRIME XD, das bei manchen Motiven noch ein Quäntchen mehr Detailauflösung bot.
Das waren Schritte, die zumindest das Upgrade auf DXO PhotoLab 4 sehr attraktiv machten. Adobe konnte zunächst nicht mithalten. Aber es hat 2023 mit Lightroom 6.3, Lightroom Classic 12.3 und ACR 15.3 eine neue Rauschreduzierung eingeführt, die diese Lücke schließt. Darüber hinaus hatte Topaz mit Denoise Ai vor einigen Jahren ein leistungsstarkes Tool zur Rauschminimierung eingeführt, das 2022 mit einigen anderen Tools in Topaz Photo Ai vereinigt wurde. DXO PhotoLab 7 steht mit seiner Rauschreduzierung noch immer an der Spitze, aber inzwischen nicht mehr alleine.
Wer ein Abonnement für Adobe Lightroom mit der verbesserten Rauschreduzierung hat, kann mittlerweile deshalb auf DxO PhotoLab oder PureRaw verzichten, wenn es um dieses Thema geht.
Korrekturen von Abbildungsfehlern
Abbildungsfehler von Objektiven lassen sich durch Messungen genau bestimmen. Es ist deshalb möglich, Fehlerprofile zu erstellen, die für verschiedene Blenden-, Zoom- und Fokuseinstellungen Angaben über Vignettierung, Verzeichnung und Farbsäume enthalten. Daraus ergeben sich Einstellungen für digitale Korrekturen durch Software. Diese Technik hat der Fotografie einen enormen Leistungsschub beschert. Inzwischen ist es beinahe selbstverständlich, dass bessere Objektive schon mit offener Blende vollwertig genutzt werden können und selbst die mit einfachen Kit-Objektiven aufgenommenen Bilder werden durch die Korrektur von Abbildungsfehlern viel besser.
Voraussetzung dafür sind für eine bestimmte Objektivserie zutreffende Fehlerprofile und Software, die sie effizient nutzen kann. 2007 startete das Lensfun Projekt zum Aufbau einer Open Source Datenbank mit Fehlerprofilen für Fotoobjektive. Die Lensfun Datenbank wird immer noch von verschiedenen RAW-Konvertern genutzt, um Abbildungsfehler zu korrigieren.
Viele der darin enthaltenen Fehlerprofile wurden von Hobbyfotografen beigesteuert. Im Gegensatz dazu erstellten Adobe, Phase One und DxO eigene Fehlerprofile.
In den letzten Jahren erstellten aber auch die Hersteller von Fotoobjektiven selber diese Profile und speicherten sie direkt in den Objektiven. Davon kann man bei jüngeren Objektiven von Tamron und Sigma ausgehen und natürlich auch von den großen Kameramarken, wie Canon und Nikon. Blickt man in die Liste der von Adobe unterstützten Objektive, sind die neuesten Modelle rasch eingepflegt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit nutzt Adobe die in den Objektiven eingebetteten Profile. Eine Kooperation mit den Objektiven-Herstellern mit unkompliziertem Datentransfer zeitgleich zur Einführung neuer Produkte und auch Updates von Fehlerprofilen ist anzunehmen.
Aber es werden noch sehr viele Objektive verwendet, für die extern erstellte Fehlerprofile nötig sind. Das ist ein Spezialgebiet von DxO, dessen Fehlerprofile auf eigenen Messungen beruhen und die nur für Objektive vorhanden sind, die eben von DxO vermessen wurden. Es kommt deshalb mitunter zu beträchtlichen zeitlichen Lücken, bis neue Objektive eingepflegt sind. Außerdem gibt es Kombinationslücken, beispielsweise beim Verwenden von Nikkor AF-S Objektiven an System 1 Kameras. Die sind ärgerlich, weil die Technik schon einige Jahre auf dem Buckel hat und die Komponenten individuell sogar vermessen wurden.
Dagegen nutzt Adobe die Profile der Objektivhersteller und ist schneller auf dem Laufenden. Dass diese Profile gut sind, davon kann man schon im eigenen Interesse der Hersteller ausgehen.
Es stellt sich daher die Frage, ob die Lücke zwischen DxO PhotoLab und Adobe Lightroom noch groß genug ist, um im Vorteil zu sein. Finanziell kann man das nicht behaupten. Würde das jährliche Upgrade 60 € kosten und zwar inklusive perspektivischer Entzerrung, FilmPack und NIK, wäre der Einstiegspreis, der für ein 18-monatiges Abo von Photoshop und Lightroom reicht, zu verschmerzen. Aber jährlich ca. 100 € nachzufordern und für alle Module, zum Beispiel die Nik-Collection auch im regelmäßigem Abstand Nachschläge zu erwarten und mit häufigen Update-Meldungen zu nerven, ist riskant. Dadurch wird Markentreue nicht belohnt und kritische Nutzer stellen sich die Frage, ob das Geld nicht besser für etwas anderes angelegt werden kann.