Meine erste Microsoft Office 2010 Lizenz habe ich vor zwölf Jahren gekauft. Das geschah nicht, weil mir eine Office Suite fehlte. Bereits mit Office 97 konnte ich alles Notwendige machen, nämlich Texte schreiben und Tabellen erstellen. PowerPoint hat mich nie interessiert; stattdessen erstellte ich Präsentationen aus HTML-Seiten, die offline von Datenträgern genutzt werden konnten, aber auch für das Internet taugten. Gelegentlich erwarb ich dennoch neue Lizenzen (97, 2000, 2007, 2010) weil neue Versionen im Job gefragt waren. Ich betreute Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose. In dem Rahmen waren einigermaßen aktuelle Microsoft-Produkte Standard. Zur Update-Politik von Microsoft gehört es, Wege zu bestimmten Funktionen zu verändern. Das hauptsächliche Problem bestand im Herausfinden, an welchen Stellen die bereits bekannten Einstellungen nach den Updates vorzunehmen waren. Dazu musste man mit den entsprechenden Versionen arbeiten.
Der Rest war für mich unwichtig, weil ich nie Access-Datenbanken programmierte oder administrierte, sondern nur jene nutzte, die auf Servern liefen, an die mein Computer angeschlossen war. Ebenso fand ich es albern, aus Word heraus Beiträge in Blogs zu veröffentlichen. Paste and Copy, aus welchem Schreibprogramm auch immer (Word, Notepad, WordPad …), in das Eingabefeld des Blogs war völlig ausreichend. Den Druck zur Online-Arbeit (Cloud …) fand ich immer nervig.
Mir reichte also meine Microsoft Office 2010 Lizenz. Das Programm lieferte alles, was ich benötigte und seit 2012 gab es auch beruflich keinen Grund mehr für Updates.
Durch Home-Office während der Corona Pandemie gewann Microsoft Teams an Bedeutung, das ein Bestandteil von aktuellen Microsoft Office Versionen ist. Cloudbasiert können damit Teams zusammenarbeiten. Überflüssig für mich, weil Telefon, E-Mails, Daten auf meinem Webserver und fertige Ergebnisse über den Google-Drive völlig für meine Arbeit ausreichen und auch schon vor Corona bewährte Mittel für meine beruflichen Kontakte waren, die ich ohnehin nur selten persönlich kennenlernte. Niemand fragte mich, ob wir uns über Teams vernetzten. Die Abgabe von Texten und das Korrigieren von Layouts verliefen wie eh und je.
Getrübt wurde das gute Verhältnis zu Microsoft Office 2010 allerdings durch Windows 10. Seit einigen Updates tauchten gelegentlich Meldungen auf, die Zweifel an der Rechtmäßigkeit meiner Installation von Office 2010 äußerten und einen Vorgang zur Überprüfung initiieren wollten. Bestätigte ich das, passierte nichts. Weder wurde die Lizenz bestritten noch bestätigt. Ich hatte früher zwei beim Kauf von Dell Laptops erhalten. Nachdem einer ausfiel, verwendete ich die Installation auf einem Desktop-PC, der nicht von Dell stammte. Das war unter Windows 7 überhaupt kein Problem und auch mit den frühen Versionen von Windows 10 nicht. Ich wusste nicht, wie man das Meckern des Computers abstellte und hatte auch keine Lust den Weg des geringsten Widerstands durch den Kauf einer neuen Lizenz zu beschreiten, weil die neuen Versionen für mich absolut keinen Vorteil mitbrachten. Im Gegenteil, sie beanspruchten nur mehr Platz im Speicher und nervten mit überflüssigen Funktionen.
Als es mir eines Tages reichte, beschloss ich mich von Microsoft Office zu verabschieden und eine Alternative zu suchen, die mich in Ruhe arbeiten ließ.
MS Office 2010 | MS Office 2021 | Microsoft 365 | Libre Office | Open Office |
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Text | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Tabelle | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Datenbank | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Pr?sentation | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Teams | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Cloud | nein | ja | ja | nein | nein |
Preis | 299,00 € * | 10 € monatlich oder 69 * | Kostenlos | Kostenlos | |
Preis OEM Lizenz | 20,00 € * | ab 5,00 € * | |||
Bit | 32 oder 64 | 32 oder 64 | 32 oder 64 | 32 oder 64 | 32 |
Betriebssystem | Windows | Windows | Windows | Windows Mac OS X Linux Portable | Windows Mac OS X Linux Android Portable |
* Das sind die offiziellen Preise von Microsoft. Es gibt allerdings verschiedene Modelle für private und gewerbliche Anwender sowie auch Angebote für Familien. Amazon bietet Microsoft Office manchmal viel preiswerter an. Man achte auf Angebote zum Black Friday oder zu Weihnachten.
** Microsoft Office 2010 kann man für ca. 20 € mit den ursprünglichen Datenträgern bestellen. Microsoft Office 2021 wird von einigen Händlern für OEM-Lizenzen ab fünf Euro für einen Arbeitsplatz angeboten. Bei solchen Preisen ist Vorsicht angebracht. Die Verwendung von OEM-Lizenzen ist in Deutschland legal, aber Käufer können nicht prüfen, ob es um legale oder illegale Lizenzen handelt. Microsoft hat einen Produktidentifikationsservice. Wenn Sie in Vergleichsportalen nach Microsoft Office suchen, zum Beispiel bei idealo.de, achten Sie auf Anzahl und Inhalte der Bewertungen. Recherchieren Sie auch mit Google nach den entsprechenden Anbietern. Falls diese durch den Verkauf von illegaler Software aufgefallen sind, wird es sicherlich Meldungen geben. Meiden Sie auch Anbieter, die ganz neu im Markt sind und über die sonst nichts zu lesen ist. Wenn Sie auf einen kriminellen Verkäufer reingefallen sind, ist ein juristisches Nachspiel nicht ausgeschlossen. Heben Sie auf jeden Fall alle Nachweise über einen Kauf auf.
…
LibreOffice
Nicht ohne eine gewisse Skepsis hoffte ich, dass LibreOffice 7.4 bezüglich meiner Arbeitsweise gleichwertig war. Im Prinzip bestätigte sich das, jedoch gab es zwei Verhaltensweisen, die störend waren. Im Vergleich mit Microsoft Office war das Einfügen von Bildern in Texte, die mit LibreOffice erstellt werden, ein zickiger Vorgang. Die Bilder fügten sich nicht gemütlich zwischen die Zeilen, sondern mehr wie Spalten und man musste ein Weilchen herumdoktern, bis alles stimmte. Danach sollte man auch nicht mehr die Größe der Bilder verändern, weil das auch zu einem weiteren Aufwand in der lokalen Formatierung führte.
Es war kein Paste and Copy zu Dreamweaver im Ansichtsmodus Design möglich, eine Einstellung, die anzeigte, wie die Seite aussah, im Gegensatz zum Modus Code. Das kam unerwartet und war wirklich lästig. Wie konnte das sein? Bislang konnte ich aus allen Dokumenten und allen Programmen Texte kopieren und in meine Webseiten einfügen. Wenn ich Texte für Webseiten schrieb, geschah das in einem Schreibprogramm mithilfe eines Diktierprogramms. Die Texte wurden in Seiten im parallel geöffneten Dreamweaver kopiert.
OpenOffice
Nach einigen Wochen störte mich das so sehr, dass entweder eine Rückkehr zu Microsoft Office anstand oder noch ein Versuch mit OpenOffice 4.1.13 folgen musste. Aufgrund einiger Internet-Berichte hatte ich diese Software für etwas rückständiger als LibreOffice eingestuft und deshalb nicht gleich installiert.
In OpenOffice lassen sich Bilder in Texte ziemlich genauso einfügen wie in Word. Wird ein Bild zwischen die Zahlen eines Textes eingefügt, muss man nicht mühsam den Beginn der Zeile unterhalb des Bildes manuell an die richtige Stelle bugsieren wie in LibreOffice. Das geht automatisch.
Und die Texte sind aus Dokumenten im geöffneten OpenOffice genauso wie aus Word ganz leicht in das Website Programm Dreamweaver zu kopieren, ohne dort erst in den Ansichtsmodus Code wechseln zu müssen.
In Microsoft Office kann mit STRG + F eine Suche/Ersetzen Funktion aufgerufen werden. Das klappt in OpenOffice Writer genauso. OpenOffice Writer ist blitzschnell geöffnet und reagiert flott.
Mein Diktierprogramm Dragon Naturally Speaking 15 harmoniert sowohl mit Microsoft Office Word als auch mit OpenOffice Writer und LibreOffice Writer.
Fazit
Für mein Anwendungsprofil ist OpenOffice die bessere Alternative zu Microsoft Office, weil LibreOffice zwei Eigenschaften aufweist, die mir nicht so gut gefallen. Bislang konnte ich in OpenOffice keine relevanten Unterschiede zu Microsoft Office finden, die negativ aufgefallen wären. Es ist Microsoft Office 2010 – einem mir aus langjähriger Anwendung vertrauten Programm – äußerst ähnlich. Schön finde ich übrigens in OpenOffice die vertikale Leiste mit diversen Einstellungen, die zwar auch über die drei oberen Zeilen zu treffen wären, aber in der eigenen Spalte etwas übersichtlicher dargestellt werden. Wenn man auf einem quer orientierten rechteckigen Display Dokumente im Hochformat erstellt, wird mit der Spalte ein Platz genutzt, der sonst häufig leer bleibt.
Meine Problematik mit Dreamweaver ist für die allermeisten Anwender irrelevant, weil sie gar nicht damit arbeiten, und somit irrelevant. Anders sieht es aus mit dem Einfügen von Bildern in Textdokumente. Wer das mit LibreOffice lästig findet, sollte lieber OpenOffice verwenden.
LibreOffice gibt es als 32 oder 64 Bit Version. OpenOffice gibt es nur als 32 Bit Version. Sie alle sind auf 64 Bit Betriebssystemen lauffähig. Ich kann bei Officeprogrammen keinen Vorteil von 64 Bit Versionen sehen, während anspruchsvolle Grafikanwendungen mit großen Dateien damit viel besser laufen, bzw. einige Arbeiten überhaupt erst ermöglichen. Aber Textdokumente und Excel Tabellen benötigen viel geringere Ressourcen und 32 Bit Programme sind bestens dafür geeignet.
Attraktiv an OpenOffice und LibreOffice ist auf jeden Fall, dass sie gratis sind. Und ihre Kernfunktionen unterscheiden sich kaum von Microsoft Office. Wer nur einen PC hat, wird die Kosten für ein attraktives Angebot für Microsoft Office leicht verschmerzen. Dauerhaft gültige Lizenzen für gute Versionen sind auch aus seriösen Quellen für mittlere zweistellige Beträge zu haben, was bei mehrjähriger Anwendung nicht ins Gewicht fällt. Und man muss nicht unbedingt die neueste Version haben. Aber falls man mehrere Computer hat und gelegentlich Betriebssysteme neu aufsetzt und in dem Zuge Software erneut aktivieren muss, kann das Gedödel mit Microsoft lästig sein. Es ist verständlich, dass Software-Entwickler Geld für ihre Waren haben möchten und Methoden einsetzen, um illegale Verwendungen wenigstens zu behindern, aber wenn man bezahlt hat und dies wiederholt infrage gestellt wird ohne eine einfache Möglichkeit des dauerhaften Abstellens entsprechender Belästigungen zu haben, insbesondere nach dem Update des Betriebssystems, kann das den Wechsel zu einer fast gleichwertigen Alternative bewirken.
Wer nicht Outlook als E-Mail-Programm nutzt und auch kein Interesse an den Online-Funktionen von Microsoft hat, dürfte mit den kostenlosen Konkurrenten gut zurecht kommen.